Aktuelle Gedanken über Probleme und Lösungen
| 25.10.2023 |
Für jede Lösung ein Problem.
Was bewegt Sie zurzeit? Welche persönlichen Themen abseits des beruflichen Alltags und der wirtschaftlichen Situation beschäftigen Sie? Haben Sie sich in den letzten Monaten des Öfteren mit sich selbst beschäftigt? Zeit genommen zu reflektieren, wo Sie stehen, wer Sie sind, was Sie im Leben wollen, welche Werte für Sie noch Bestand haben und welche nicht?
Wir nehmen uns viel zu selten die Zeit dazu, uns selbst als Persönlichkeit zu hinterfragen und uns selbst wahrzunehmen. Oft laufen wir vom Alltag getrieben im Hamsterrad der alten Überzeugungen und Wertvorstellungen und vergessen dabei, dass gerade unsere eigene Persönlichkeit, unsere Ansichten, unsere vorgefassten Meinungen uns dabei hindern, voran zu kommen. Wir stecken in unseren Lebenseinstellungen fest.
Doch gerade dieses Feststecken, diese „Brett-vorm-Kopf“-Mentalität hindert uns daran voranzukommen und wirklich neue Strategien zu entwickeln.
In den letzten Monaten habe ich oft gehört – ja, aber das Problem ist, dafür habe ich nicht die Zeit.
Dieser Satz allein ist der Hemmschuh aller unserer Entwicklungen. Jeder Satz, der damit beginnt, dass ich wem anderen mein höchstpersönliches Problem erkläre, führt unweigerlich in der Endausbaustufe dazu, dass ich mich selbst im Kreis drehe und je öfter ich mein Problem irgendwem anderen erkläre umso größer wird es. Es ist eine Spirale in der wir uns dann verstricken, die immer größer und größer wird.
Der zweite Teil des Satzes – dafür habe ich nicht die Zeit – ist unsere größte Selbstlüge in der wir uns verstricken. Wir besitzen Zeit nicht, wir können also zu keinem Zeitpunkt jemals „Zeit haben“. Wir können uns nur die Zeit nehmen. Die Frage ist nur, wofür verwenden wir unsere 24 Stunden des Tages? Wir können die 24 Stunden unseres Tages dafür verwenden, unsere Probleme, unsere Vergangenheit, die Gründe – wie es zu dem Problem und unserem Leben kam – zu bewundern. Wir können uns aber auch zu jedem Zeitpunkt entscheiden uns mit der Lösung zu beschäftigen.
Während ich mit diesem Blogartikel angefangen habe, musste ich an einen Song denken, von Annett Louisan „Die Lösung“ – diesen will ich Ihnen in diesem Zusammenhang nicht vorenthalten – er beschreibt so wunderbar, wie wir den Großteil der Zeit – wenn wir uns um unser Problem kümmern – verwenden:
Der Refrain – „Geh mir weg mit deiner Lösung, sie wär‘ der Tod für mein Problem. Jetzt lass mich weiter drüber reden, es ist schließlich mein Problem und nicht dein Problem“ – beschreibt so wunderbar, wie wir uns im Kreis drehen.
Wenn andere um uns herum, auf einmal eine Lösung präsentieren, wissen wir gefühlt unzählige Wege, warum das nicht funktionieren kann und beschreiben unser Problem gleich ausführlich von einer anderen Perspektive oder haben ein weiteres Problem, weswegen der Lösungsansatz des Gegenübers nicht funktionieren kann.
Warum rede ich so viel darüber? Weil ich gefühlt den ganzen Tag höre, warum einfach so gut wie alles ein Problem ist. Und die Lösung, die hört sich zwar gut an, aber sie geht nicht, weil... Sie kennen folgendes Phänomen: Wenn zu Ihnen jemand sagt, denken Sie NICHT an einen rosaroten Elefanten! Ist in Ihrem Kopf sofort das Bild eines rosaroten Elefanten. Wenn jemand zu Ihnen sagt, denken Sie NICHT über Ihr Problem nach, kreist automatisch das Problem im Kopf auf und ab. Je mehr Sie sich also mit dem Problem beschäftigen, je öfter Sie es in Ihrem Freundes-/Bekanntenkreis erzählen, desto größer und präsenter wird es in Ihrem Leben. Desto unüberwindbarer erscheint es.
Was ist nun aber das Thema dabei? Warum kommen wir aus der Spirale so schlecht heraus? Und warum fällt es uns so leicht in dieser Spirale stecken zu bleiben?
Nun, in unserer heutigen Gesellschaft werden Probleme lieber erzählt, die Geschichten – die wir in unserem Freundeskreis wälzen – sind nur dann wirkungsvoll, wenn sie voll mit schwierigen, argen, ganz schlimmen Fakten gespickt sind. Nur dann haben wir das Gefühl, dass uns wer zuhört, dass irgendwer uns „Mitleid“, Mitgefühl und die gesamte Aufmerksamkeit schenkt. Das Phänomen kennen wir aus allem was rund um uns passiert. Je schlimmer die Geschichte, desto größer die Aufmerksamkeit. Desto mehr wird darüber gesprochen. Desto mehr wird Anteilnahme – oder nennen wir es besser „schaurige Sensationslust“ – gespielt und gezeigt. Dieses Gefühl der „Anerkennung“ – des „Gesehenwerdens“, des „ich bin etwas wert und wer anderer hilft mir dabei“, das dabei in uns erzeugt wird, verstärkt aber gleichzeitig unser Bemühen unser Problem in noch schillernderen Farben zu schildern um noch mehr davon zu erhalten.
Es ist eine Art modernes Suchtverhalten. Es werden Reize im Gehirn und im Herz ausgelöst, die sagen, hey – das tut gut, mach weiter damit, ich will mehr davon.
Dasselbe passiert in unzähligen anderen Zusammenhängen ebenso. Dieses Phänomen ist ein ganz natürliches psychologisches Thema und viele Psychologen und Psychotherapeuten, Energetiker, Ärzte usw. bekommen damit massiv viel Arbeit und sind gut beschäftigt. Die wenigsten Menschen erkennen das im täglichen Leben. Wir sind so beschäftigt mit dem Problem. Und wir haben ja keine Zeit uns um die Lösung zu kümmern, denn das Problem beschäftigt uns.
Wie kommt man aber aus dieser Spirale heraus? Der erste Schritt ist wohl, sich selbst zu beobachten. Wie oft kommen Sie nach Hause und auf die Frage: Wie war dein Tag? Wie geht es dir? – fangen Sie an zu antworten mit der Vielzahl an Schwierigkeiten, die sich an Ihrem Tag so aufgetürmt haben? Wie oft erzählen Sie alles was negativ war an diesem Tag? Wie oft hören Sie dasselbe auch von Ihrem Partner? Wie oft analysieren Sie gemeinsam mit Ihrem Gegenüber diverse schwierige Situationen und zerlegen diese in Einzelheiten, während Sie hinterfragen, warum das alles hat passieren können?
Wie oft reden Sie mit einem Freund und fragen ihn – wie geht es dir? Und anstatt dass Sie eine Antwort erhalten, die sich tatsächlich um die Gefühlssituation dreht oder die ein ehrliches „Gut“ enthält, erhalten Sie folgende Antwort: „Ja eigentlich passts eh, aber in der Firma ist das und das und das und das Negative passiert. Die Zahlen sind schlecht. Die Wirtschaftslage macht mich fertig. Und ich hab jetzt gehört, dass dort und da und überall die Zahlen sich nach unten bewegen. Es gibt überhaupt niemanden, der irgendwas positiv sieht. Und eigentlich weiß ich nicht wie es weitergehen soll.“
Oder
„Naja, weißt eh – es ist halt alles so schwierig.“ – „Warum ist denn alles schwierig, was tut sich denn bei dir?“ – „Naja, ich habe keine Mitarbeiter. Ich bin die ganze Zeit nur am Arbeiten, ich kann nicht mehr. Ich bin einfach nur ausgelaugt und müde. Ich weiß einfach nicht, wann das alles aufhört und ich sehe kein Ende. Alles ist einfach nur bescheiden. Also wirklich einfach alles.“
Kennen Sie diese Situationen? Wie geht es einem selbst? Erkennen Sie sich vielleicht auch selbst in diesen Situationen?
Also ganz ehrlich – ich war schon etliche Male in dieser Situation und mittlerweile lasse ich mich darauf einfach nicht mehr ein. Die brutale Wahrheit dahinter ist nämlich – in Wirklichkeit will Ihr Gegenüber eigentlich gar nicht wissen, wie Ihr Problem aussieht. Es will ja kaum wer Ihre Arbeit und Ihr Leben leben, weil jeder mit sich selbst genug beschäftigt ist. Aber man will hören, dass es dem anderen auch schlecht geht. Während Sie also Seelenstriptease betreiben, hat der andere die Bestätigung, dass er nicht allein auf der Welt ist mit seinen Problemen. Und gegenseitig können Sie sich jetzt also nur bestätigen, dass Sie beide einfach arm sind.
Dies ist nur nicht der Boden auf dem neue Lösungen, Ideen, Ansätze etc. gedeihen können. Das ist nicht der Boden auf dem Sie sich selbst weiter entwickeln können. Das ist der Boden auf dem neue medizinische Produkte allerdings hervorragend gedeihen können und neue Berufsgruppen und Therapeuten hervorragend gut verdienen können.
Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist aus diesem Teufelskreis auszubrechen und sich von seinem eigenen Problem zu distanzieren. Nicht mehr über das Problem zu reden. Die Frage, mit einem ehrlichen „Mir geht’s tatsächlich hervorragend“ zu beantworten und das auch so zu meinen. Oder auch die Arbeit gar nicht erst mit nach Hause bzw. in die Freizeit mitzunehmen. Natürlich gibt es Situationen, die besprochen gehören – also es ist jetzt nicht so, dass ich sage, man soll gar nicht drüber reden und alles immer mit sich selbst ausmachen.
Aber es braucht manchmal eine gewisse Distanz um seine Probleme lösen zu können, einen Lösungsweg auch einschlagen zu können. Und dieser Lösungsweg kommt nicht vom ewigen Erzählen seines Problems. Sondern beim Ausbrechen aus der Spirale. Beim neue Wege gehen.
Den ersten Schritt mal anders zu setzen. Neu zu setzen. Ein kleines Verhaltensmuster zu ändern. Das eigene Mindset in eine andere Richtung zu lenken.
Anstatt sich in der Früh zu denken „Ach schon wieder so ein blöder Tag. Ich muss schon wieder arbeiten und meine Probleme erschlagen mich“ – sich zB zu denken „Danke, dass ich einen neuen Tag geschenkt bekommen habe um einen wunderbaren Tag zu haben. Danke, für alle meine Probleme, die vor mir liegen – ich freu mich darauf das ein oder andere heute zu lösen – und wenn es nur kleine Schritte sind, irgendwo am Weg, werde ich schon einen Kieselstein finden, der mir helfen wird.“
Allein nur das Ändern dieses Gedankens ändert bereits so viel.
Wenn ich vor dem Einschlafen statt über Probleme nachzudenken über die Schönheit des Lebens nachdenke, beruhigt sich der Geist und ich kann schlafen. Wenn ich über alle ToDos des nächsten Tages und alles was ich nicht gemacht habe, nachdenke, dann fängt das Gedankenkarussell an und es gibt keinen Weg hinaus. Die Nacht wird mühsam und am nächsten Morgen bin ich gerädert. Und hab vielleicht erst recht keine Energie mehr den Tag anzugehen. Geschweige denn, die unweigerlichen Probleme eines Tages zu lösen. Die eigene Energie ist verpufft und die Konzentration ist weg.
Ich weiß, dass sich das alles nach vielen tollen Coaches, Büchern, Videos und sonstigen tollen Menschen anhört, aber das ganze kommt tatsächlich aus meiner eigenen Erfahrung. Es ist tatsächlich so, dass ich durch das alles schon gefühlt tausende Male durchgegangen bin. Und es fällt auch mir oft schwer, mich an das alles zu halten oder das zu versuchen. Aber das Vertrauen in die Schönheit des Lebens und in die Tatsache, dass es immer eine Lösung gibt – auch wenn ich sie vielleicht noch nicht sehe, noch nicht erkenne – und die Lösung immer zum richtigen Zeitpunkt und im richtigen Moment auf mich warten wird, erleichtert den Tag ungemein.
Folgendes Zitat habe ich letztens gehört und ich bedanke mich herzlich für diesen Input – denn er fasst unser Leben als Unternehmer so toll zusammen:
Ein Unternehmer ist ein Mensch, der von einer Klippe springt und auf dem Weg nach unten ein Flugzeug zusammenbaut.
Das ist es worum es im Unternehmerleben geht. Nicht das Problem zu bewundern. Die Lösung zu versuchen und auch wenn nicht die erste Lösung, diejenige ist, die funktioniert dann vielleicht die zweite oder dritte. Vielleicht ist es auch mal notwendig ganz mutige Schritte zu gehen und einfach mit dem was man tut aufzuhören – sich umzuorientieren und etwas ganz anderes zu machen.
Vielleicht muss man sich von Umsatzbereichen trennen, vielleicht muss man Produkte aus dem Sortiment nehmen, vielleicht muss man sich von Kunden trennen – einfach weil sie nicht mehr zum Unternehmen passen oder weil sie mehr kosten als sie bringen oder es gibt einfach keinen Bedarf mehr, man hat die Ressourcen nicht mehr im Unternehmen, man findet keine Ressourcen für diesen Bereich. Es gibt eine Liste unzähliger Gründe – aber allein das drüber nachdenken, kann eventuell schon zu neuen Ideen führen.
Das Loslassen von Bekanntem kann dazu führen, dass auf einmal etwas Neues Platz in unserem Leben findet. Man muss nur mutig genug sein. Und man sollte den Fokus nicht aus dem Blick verlieren. Die Ablenkungen im Außen sind mannigfaltig, aber sie entführen uns weg von unserer Aufgabe. Sie verschieben den Fokus.
Und wie bereits beim Problem beschrieben – je mehr wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas legen, desto mehr verschwinden andere Dinge aus unserem Blickfeld und verlieren an Bedeutung. Wenn etwas an Bedeutung verliert, kann es nicht mehr erfolgreich werden, weil ihm die Energie entzogen wird. Das ist in jedem Lebensbereich dasselbe Thema – sei es im unternehmerischen, im Angestelltendasein, in Beziehungen, in der Familie.
Beziehungen sterben, weil die Energie – die beide Partner verbindet – entweder verschwindet oder ins Außen (in Hobbies, Beruf, Kinder, uvm.) getragen wird. Und genauso verhält es sich mit jedem Beruf und jedem Unternehmen. Wachstum passiert dort wo Energie hineingesteckt wird.
Eine Blume kann nur wachsen, wenn sie gegossen wird.
Wir sollten also die Zeit, die wir jeden Tag – wenn wir erwachen – neu geschenkt bekommen, mit Energie füllen und die Energie in den Bereich investieren, der uns am Herzen liegt. Aber wir sollten gleichzeitig auch erkennen, dass damit andere Bereiche möglicherweise darunter leiden. Und das sollte uns bewusst sein. Denn dann können wir uns danach schwerlich drüber beschweren, dass diese anderen Bereiche eventuell ein Problem haben – wir sind uns dann nämlich darüber bewusst, dass wir es zu jedem Zeitpunkt selbst in der Hand hatten.
In diesem Sinne – nutzen Sie Ihre 24 Stunden am Tag für die produzierende, wachsende, liebevolle Energie und damit Ihre Lösungsansätze. Akzeptieren Sie, dass es Probleme gibt – verwenden Sie jedoch nicht die wertvolle Zeit eines Tages damit diese zu bewundern, sondern um Lösungen zu kreieren, die Sie nachts leicht einschlafen lassen.
Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Oktober mit viel neuen Energien und vielen Lösungsansätzen für alle Herausforderungen, die auf Ihrem Weg vor Ihnen liegen.